Der Grundgedanke
Der Mensch kann als Teil der Natur nicht ohne die Natur leben, daher ist
es wichtig, den Kindern wieder Zugang zu dieser Erfahrungswelt zu geben.
Im Wald- und Wiesenkindergarten erleben sich die Kinder in Beziehung mit
der Natur und den Tieren als ein Teil des Ganzen.
Durch die gemeinsame Sorge für die Gemeinschaft, die Tiere und die sie umgebende
Natur erfahren die Kinder eine Stärkung in Beziehungsfähigkeit und Selbstbewusstsein.
Dabei machen sie ganzheitliche Erfahrungen und lernen Zusammenhänge zu verstehen.
Die Selbstwahrnehmung wird gefördert wodurch sich eine Sensibilität für
sich und andere entwickelt. Sie beginnen mit der Aufnahme und Pflege von
Freundschaften und bekommen somit starke Wurzeln für ihren weiteren Lebensweg.
Die Natur elementar erleben
Wind und Wetter sind alle Tage um uns herum und regen uns in vielfältiger Weise an, darauf zu reagieren. Die unterschiedlichen Wetterlagen werden durch den ständigen Aufenthalt im Freien intensiv erlebt. Schlechtes Wetter gibt es nicht, aber sehr große Unterschiede, die wir alle mit Freude begrüßen und wahrnehmen.
Auf der Wiese, im Sandkasten und im Wald graben und schaufeln die Kinder,sie bauen Landschaften, Berge und Seen, Burgen und Gräben. Bei Regen, am Bach und mit der Gießkanne kommt das Element Wasser dazu. Dann werden Rindenschiffchen gebastelt und fahren gelassen, da wird mit Schlamm gebacken und gespielt. Hier sind die Kinder ganz und gar in der Materie, benutzen und spüren ihren ganzen Körper und lassen ihrer Kreativität freien Lauf.
„Wenn das Feuer an ist, ist der Kindergarten an“
Kiga-Kind, 3 Jahre. Am Morgen wird als erstes draußen ein Feuer entfacht,
als ein Platz zum Aufwärmen, aber auch als der zentrale Treffpunkt für Gespräche,
Spiel und gemeinsames Essen. Die Kinder erfreuen sich an dem Geschenk der
Wärme und an den züngelnden Flammen. Schnell lernen die Kinder den selbständigen
und respektvollen Umgang mit dem Feuer.
Sinnesschulungen
. „Die Schönheit der Dinge lebt in der Seele dessen, der sie betrachtet.“David
Hume
Alle Sinne (tasten, hören, fühlen, schmecken, sehen und riechen) werden
durch den beschaulichen Kindergartentag in besonderem Maße gefördert. Die
Kinder haben Zeit und Ruhe, die Unterschiedlichkeiten von Materialien (Baumrinde,
Erde, Gras usw.) wahrzunehmen, sie im Spiel auszuprobieren und deren Entwicklung
(die Blume blüht auf, das Entenküken wird zu einer großen Ente usw.) zu
beobachten.
Bewegungserziehung und Körperwahrnehmung
Unbestritten ist der Zusammenhang von körperlicher und geistiger Entwicklung.
Während viele Kinderärzte in ihren Praxen zunehmend über ungeschickte und
übergewichtige Kinder klagen, finden sich im Waldkindergarten geschickte
Kletterer, Balancekünstler, furchtlose Schaukler, starke Gewichtheber und
schnelle Läufer, die auch das unebenste Gelände bewältigen.
Schnell lernen die Kinder sich selbst und die an sie gestellte Herausforderung
einzuschätzen. So fallen Sätze wie: „Wenn ich dann 5 Jahre alt bin, schaffe
ich den großen Baum auch“! . So können sie eine Stärkung des Selbstbewusstseins
erfahren, weil sie in der Lage sind, gezielt verschiedene Bewegungsabläufe
und sinnvolle Tätigkeiten auszuführen.
Das kreative Spiel
„Ein Tag an dem du nicht lächelst, ist ein verlorener Tag.“Charlie Chaplin Spiel möchte, wie das Leben selbst, erwärmend, verwandelnd und voller Lebensfreude sein. Da wir sehr wenig fertige Dinge zum Spielen haben, wird gebaut und gestaltet mit allem, was uns umgibt. Doch geniale Erfindungen entstehen immer erst im Kopf ... Und genau deswegen kann der Verzicht auf ein Zuviel an fertigen Spielsachen dabei helfen Phantasieräume zu öffnen um etwas neues zu erfinden. Dazu kommt, dass sich die Kinder wesentlich stärker über ihre Phantasien und Ideen austauschen müssen, was die Kommunikationsfähigkeit stark fördert.
Nichts ist unmöglich. Steine, Hölzer, Zweige, Stöcke, Baumstämme werden benutzt und verwandelt. Hölzer und Rinden aller Art können sich in ein Handy, ein Funkgerät oder in ein Werkzeug verwandeln. Große und kleine farbige Tücher kommen noch dazu. Da kann alles entstehen: eine Krankenstation, eine Polizeiwache oder ein Räubernest, der Feuerwehrwagen und natürlich viele Baustellen.
Eigene Lebenssituationen werden im Rollenspiel nachgespielt, verarbeitet und kreativ verwandelt. Auseinandersetzungen untereinander werden geübt. Hier kann sich ein reiches Innenleben nach außen entfalten und eine Rollen- und Handlungsvielfalt für die eigene Persönlichkeit entstehen.. Die überschaubare Größe der Gruppe lässt dem Einzelnen viel Entfaltungsspielraum.
Für die Zukunft stärken
Heutzutage ist die Welt der Kinder- und Jugendlichen geprägt von vielen Unsicherheiten und Gefährdungen (instabile Familienbeziehungen, Gefahren im Freizeitverhalten – Sucht- und Cliquenverhalten - Zukunftsängste aufgrund schlechter Ausbildungsmöglichkeiten usw.). Umso wichtiger ist es, möglichst früh im Kinderleben Wurzeln und Stärken zu setzen, die den Kindern auch später noch helfen, wichtige Lebensschritte zu meistern oder Krisen zu überstehen. Die Verbindung zur Natur , sowie die damit einhergehende Lebenslust und Energie ist eine dieser wichtigen Wurzeln.